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Eine Autorin sperrt die Ohren und Augen auf, hört dies und sieht das, liest Bücher und Zeitungsartikel, aber für eine ordentliche Recherche reicht es manchmal eben doch nicht. Das hat sich jetzt wieder bestätigt, als ich eine Einzelführung durch die neue Polizeiinspektion Wasserburg bekam.

Beinahe hätte ich im neuen Krimi-Minnie-Band »Mords-Partie« einen Fehler eingebaut, weil ich dachte, die Zellen sind im Neubau nun praktisch im Erdgeschoss untergebracht. Das sind sie aber nicht.
Aber ich fange mal von vorne an:
Der Erste Polizeihauptkommissar und Dienststellenleiter der Polizei Wasserburg, Markus Steinmaßl, hatte mir schon zu Fall 1 der Krimi-Minnie »Mords-Trara« einige Fragen beantwortet. In »Mords-Kaliber« hatte ich das Glück, dass ich im Lockdown mit dem Chef der Wasserburger Bierkeller Witgar Neumeier zugleich einen Kripo-Beamten aus Rosenheim als hilfreiche Unterstützung hatte.

Nun – passend zum Umzug der Polizei ins neue Gebäude – wollte ich natürlich stellvertretend für die Minnie wissen, wie es dort aussieht. Bilder gibt es von mir diesmal nur wenige, aber wer mehr »Einblicke« haben möchte: In der Lokalpresse könnt ihr nachschauen. Mir ging es vor allem um das Gespür für die Alltagsvorgänge, es soll ja stimmen, was unter anderem der fiktive Gerhard so treibt.
Das neue Gebäude ist am zweiten Kreisverkehr in der Wasserburger Burgau dezent-präsent – ein moderner Bau, leicht geknickt (dafür gibt es sicher einen architektonisch wertvolleren Begriff), den statt einer grau-aufragenden Mauer ein Kunstwerk an der stadtzugewandten Seite verziert. Dieses symbolisiert die Innschleife.

Polizei WS 1 bearb 1024 Einem Besucher wird nach der Namens- und Begehrmeldung am Lautsprecher die Tür geöffnet. Hinter einer Scheibe links liegen zwei Räume, im ersten befindet sich die Einsatzzentrale, die mich am meisten beeindruckt hat. Sie erinnert mich – im Kleinen natürlich – an frühere Besuche bei der Flugsicherung München, im alten Tower Riem, und bei der DB-Schaltzentrale an der Hackerbrücke, die ich als Touristik-Azubi besichtigen durfte: Monitore, die Blicke auf das Gelände rund um die Inspektion haben, Funk und Telefonanlage und vieles mehr.

Ungewöhnlich ruhig sei es ausgerechnet jetzt, erzählt der Dienststellenleiter bei meinem Besuch. Klar, ein Einblick in volle Betriebsamkeit wäre spannend gewesen, aber ich vergönne jedem in dem Gebäude die ruhige Phase. Denn oft genug ist viel los, rund um die 46.000 Gemeinde-Einwohner, die zum Zuständigkeitsbereich der Wasserburger gehören, die wiederum dem Polizeipräsidium Rosenheim unterstellt sind.
Dienstbeginn ist für die Frühschicht um halb sieben, es gibt einen Spätdienst ab Mittag bis abends und eine Nachtschicht. Der Dienstgruppenleiter in der Einsatzzentrale koordiniert die Einsätze, die auch beim Chef auf dem Monitor auflaufen. Der Erste Polizeihauptkommissar ist viel mit Administration und Personalwesen beschäftigt – vielleicht ist meine Fragerei ja mal eine nette Abwechslung.

Viele Meldungen der Bürger wie Fahrradklau, Sachbeschädigung oder Online-Betrug kommen übrigens über die Website herein. Sie werden natürlich genauso abgearbeitet wie die persönlich oder telefonisch erfolgten und sind meist etwas zeitsparender, denn schriftlich bedeutet ja meist kurz und knapp in Gegensatz zu einem Gespräch – außer man schreibt beruflich.
Die Polizei muss jedem Hinweis auf eine mögliche Straftat nachgehen, das Legalitätsprinzip lässt hier keinen Spielraum. Ein »schau ned hin, da auf dem Aldi-Parkplatz übt mein Nachbar mit seinem Sohn für den Führerschein« ist nicht zulässig. Eine Body-Cam ist mittlerweile bei jedem Ausrücken mit dabei.

In der Ermittlungsgruppe sind Beamte in Zivil mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation tätig, die beispielsweise Einbrüche bearbeiten. Sogenannte »Heiße Arbeit« wie ein aufgeschweißter Tresor, schwere Körperverletzungen und Schlimmeres bearbeiten die Rosenheimer Kollegen, gelegentlich unter Mithilfe der Kräfte vor Ort, die ihren Bereich und die Einwohner kennen.
Dann gibt es noch die Verfügungsgruppe, deren Mitglieder sich um Fallbearbeitungen (Erhebungen), Verkehrserziehung, Häusliche Gewalt oder Schubwesen kümmern. Letzteres bedeutet beispielsweise den Transport von Patienten der Forensik im benachbarten Inn-Salzach-Klinikum zu Verhandlungen. Die nötige Präsenz in der Nähe des Bezirksklinikums ist wichtig und eine zeitaufwendige Aufgabe für die hiesige Polizei.
Darüber hinaus gehört der Jugendbeauftragte, der sich um Präventionsarbeit in den Schulen kümmert, zur Verfügungsgruppe.

Beim Spaziergang durchs Haus komme ich an einigen Büroräumen vorbei – neben der praktischen Arbeit müssen sich die Beamten und Angestellten durch viel Papier oder Dateien quälen. Es gibt einen sehr geräumigen Besprechungsraum, in dem sogar Großeinsätze koordiniert werden können.
Ich sehe die Zimmer, in denen die Ermittler der Dienststelle Spurensicherungsarbeiten erledigen, deren Ergebnisse dann ans Labor gehen. Hier kann auch mal jemand einige Zeit mit der Erstellung von Listen beschäftigt sein, wenn beispielsweise stapelweise Kleidung wegen Markenbetrugs sichergestellt wurde.

In einem Raum im Erdgeschoss werden Fingerabdrücke gescannt, Speichelproben genommen (bei schweren Delikten oder auf richterliche Anordnung) und hübsche Porträts, Profil- und Ganzkörperbilder geschossen. Und alles kommt in eine Datenbank, denn was nützt das Sammeln, wenn es nicht organisiert wird?
Ein Alkomat verrät, ob der Getestete eine Ordnungswidrigkeit (von 0,5 – 1,09 Promille) oder eine Straftat begangen hat. Durch eine Blutabnahme wird Letztere gesichert– wieder auf richterliche Anordnung und natürlich durch einen Arzt.

Polizei WS 2 bearb 1024Spannend ist auch der aus Krimisendungen bekannte venezianische Spiegel, der bei Gegenüberstellungen Anonymität gewährt. Von der einen Seite aus spiegelt man sich, von der anderen Seite in nebenliegenden Raum sieht man einfach durch eine Glasscheibe, wenn die Lichtverhältnisse entsprechend gewählt werden.

Im Keller befinden sich zwei Zellen, für die Unterbringung im Fall der Fälle. So einer ist beispielsweise gegeben, wenn ein Betrunkener – manchmal aus Selbstschutz – in Gewahrsam genommen wird. Es ist nicht gemütlich, aber sauber und sicher für alle Beteiligten.
Ich lerne Fachbegriffe wie »Geißfuß« für das Brecheisen, »KAN« für »Kriminalaktennachweise« oder dass Wasserburg eine »Kleine Kripo« hat. Als Notverbände beispielsweise bei Schussverletzungen gibt es das »Tourniquet« oder die »Israeli-Bandage«. Für fachmännische und vielleicht lebensrettende Maßnahmen werden die Polizisten ebenso regelmäßig geschult wie für Einsätze bei großen Menschenansammlungen und anderem.
Bei einem Vorfall im Zuständigkeitsbereich zwischen Albaching, Soyen, Rott und Amerang schreiten zunächst die Wasserburger ein, lösen gegebenenfalls eine Fahndung aus, sichern den Einsatzort und sorgen für eine blickdichte Absperrung. Danach rücken die Rosenheimer (Großer Tatort) mit der SpuSi an, die genaue Vermessungen vornimmt. Bei einem Kapitaldelikt wird sogar, falls nötig, eine SoKo mit 20 bis 30 Leuten aus den verschiedenen Bereichen zusammengestellt, da sind dann auch örtliche Polizeikräfte dabei.

Welche Folgen hat mein Reinschnuppern bei der Wasserburger Polizei nun?

Ganz klar: Meine Leser erfahren bei den Besuchen der Krimi-Minnie in der Inspektion und beim Auftreten der Beamten im Buch alles etwas genauer, weil ich es besser beschreiben kann. Schaut doch mal rein in »Mords-Partie« (ab 30.06.) oder dem nächsten Band, der auf dem Christkindlmarkt spielt und vor Weihnachten erscheint. Ich hoffe, ich bringe gut rüber, was unsere Polizei für uns leistet – ja, auch mein Gerhard.

Mehr zum Buch findet ihr hier und natürlich habe ich noch eine kurze Leseprobe für euch.

Viel Spaß
eure Moni

Eine kurze Leseprobe aus »Mords-Partie«: Minnie in der neuen Polizeiinspektion

Mich freut es, dass die Arbeitsbedingungen jetzt besser sind, der Job ist anstrengend und gefährlich genug. Nachteilig ist, dass ich nun, wenn es pressiert oder ich was wissen will, nicht mehr fünf Minuten quer durch die Altstadt sausen kann, sondern den Köbinger Berg rauf muss. Oder mit der Vespa die Serpentinen, und ich leg mich nicht so gerne in die Kurve.
»Aber das ist kein Grund, uns nicht mehr zu informieren, gell, Minnie«, mahnt Gerhard mit erhobenem Finger. Er spart sich die Bemerkung, dass ich Informationen schon früher gelegentlich mal gehortet habe.
Er winkt mir etwas traurig nach. Denn obwohl er gegenüber jetzt einen Einkaufsmarkt hat und rechts den Subway – die beide sicher ein Mords-Geschäft mit ihm machen – vermisst er doch die ein oder andere Leberkässemmel des Metzgers seines Vertrauens von »unten« in der Altstadt.


Gerhard hat mich für weitere Infos lachend an Gustls »Ermittlungsvertreter in Sachen unruhiger Rentnerbulle« verwiesen. »Die hocken ständig zam im Café, Minnie. Hock dich halt dazu.«

»Ich treff’ den nie«, jammere ich, »der ist wie ein Geist.«
»Ich würd’ mich mal öfter umschauen«, neckt mich der Gerhard. »Der Pangratz war im Undercover-Einsatz und soll ein super Beschatter gewesen sein.«
Da ich mir nicht sicher bin, ob Gerhard mich aufgezwickt oder mir die Wahrheit gesagt hat, spüre ich auf dem Weg in die Innenstadt ein Kribbeln im Nacken. Aber immer, wenn ich mich schnell umdrehe, um einen Beschatter zu erwischen, ist da keiner. Ich traue mich nicht mal, den schönen Geheimweg zu nehmen, der zwischen Gabersee und der Burgau hinunter zum Inn und zu dem ehemaligen Eisenbahntunnel führt. Ich hätte Gerhard um ein Foto von Pangratz bitten sollen.

Wen ich allerdings entdecke, als ich später von meinem Balkon aus zum Inn hinausschaue, ist der Angler mit Schlapphut und Socken. Er winkt fröhlich herauf, und ich grüße zurück. Ich hätte Lust, hinunterzugehen und den Mann auszufragen, ob ich mir meinen Verfolgungswahn einbilde. Leider habe ich keine Zeit, denn die Kati-Oma will mir die gesammelten Geschichten für die Toni präsentieren.

Am 30. Juni ist es so weit: Dann findet ihr »Mords-Partie« in den Buchhandlungen und online.
Schreibt mir gerne, wie es euch gefällt. Ich bin sehr gespannt.

 

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