Mittelalter pur in Landsberg am Lech – ein lohnendes Ausflugsziel

Wir waren wieder unterwegs: Mit unserem Oldie-VW-Bus hatten wir das Ziel Allgäu zu einer Geburtstagseinladung, und den Weg dorthin gestalteten wir uns abwechslungsreich.

Einmal Naturerlebnis mit Kajaken am Pilsensee und am nächsten Tag Eintauchen ins Mittelalter bei einem Besuch von Landsberg am Lech.

Einen Parkplatz zu finden ist mit einem T3 nicht so einfach, weil ich ein tiefes Misstrauen gegen die Höhenangabe in Parkhäusern hege. 2,20 m hört sich zwar gut an, aber in den Gebäuden verlaufen oft Rohre oder man hat die in die Fahrspur ragende Beleuchtung nicht gemessen. Das Risiko gingen wir nicht ein, parkten außerhalb und liefen lieber ein bisschen länger bis in die Altstadt.
Wir hatten wie so oft keinen Plan, wo wir genau hinwollten. Dank ausgehängter Übersichtskarten an strategisch günstigen Punkten ist das selten ein Problem. Und es gibt ja im Notfall das Smartphone oder nette Einwohner, die wir immer gerne fragen.
Tapfer marschierten wir durch den Wald eine Stiege hinauf, um an das eindrucksvolle Tor zu kommen, das wir eben noch aus dem Auto heraus gesehen hatten.
Staunend wanderten wir an einer roten Ziegelmauer entlang, die mit ihren dekorativen Türmen ein tolles Fotomotiv abgab.
Landsberg am Lech 6Waren wir auf dem richtigen Weg zu diesem Tor? Nun erschienen die vorhin erwähnten netten Einwohner, ein älteres Paar, das ich dazu befragte.
Habe ich einen Riecher für den Connaisseur vor Ort? Offensichtlich, zum amüsiert wirkenden Leidwesen seiner Frau: »Er erzählt so viel, aber die Leute müssen ja auch mal wieder weiter.«
Ja, der Mann kannte sich aus und wusste einiges, was er einem hiesigen Reiseführer nicht an Erfahrungsschatz zutraute. Nach der etwa viertelstündigen Unterhaltung wussten wir dafür, wo wir hinsollten und auch wollten.
Nach wenigen Minuten erreichten wir das besagte Tor: Das Bayertor ist das Wahrzeichen der Stadt, die erstmals im 13. Jahrhundert geschichtlich erwähnt wurde, und zählt zu den schönsten Toranlagen in Oberbayern.
Landsberg am Lech 7Landsberg wurde wie viele Städte über die Jahrhunderte erobert, zerstört und wiederaufgebaut. Die meisten Einwohner fielen im Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1633 einem Massaker zum Opfer. In der Nazizeit wurde Landsberg ein bekannter Treffpunkt der Hitler-Jugend und die Kommandantur für die umliegenden Konzentrationslager.
Nach der Befreiung durch die Alliierten wurde dafür hier ein Lager für die entwurzelten Gefangenen (displaced persons camp) eingerichtet, das sich erst 1950 auflöste.

Ein interessantes und erfreulicheres Detail, das uns unser Kenner erzählte:
Vom Hauptplatz aus führt die alte Bergstraße hinauf zum Bayertor. Auf der sehr engen und steilen Straße war bis in die 1950er Jahre Linksverkehr vorgeschrieben. So konnten die Kutscher im Notfall noch schnell vom Bock springen. Damit sich die Fußgänger bei den häufig außer Kontrolle geratenen Gespannen der großen Fuhrwerke rechtzeitig retten konnten, durften die Hausbesitzer tagsüber ihre Haustüren nicht verschließen. 

In Landsberg gibt es noch einige weitere Türme und besondere Tore in der liebenswerten Altstadt mit den hübschen Gassen. Das Bäckertor gefiel mir ebenfalls sehr gut.
Landsberg am Lech 5
Obwohl ich in Wasserburg am Inn beheimatet und dessen Altstadt mit Toren, Stadtmauern und Gassen gewohnt bin, bietet Landsberg ein anderes Bild. Die Häuser sind meist hell gestrichen, die Mauern statt grau eher aus bräunlichem Stein. Ebenso wie Wasserburg und einige andere Städte an der Salzstraße, gewann Landsberg durch die wichtige Brücke an Wohlstand und Bekanntheit.

Auf dem Hauptplatz und in den Gassen, aber vor allem am Ufer des Lechs war einiges los. Viele genossen wie wir ein leichtes Mittagsmahl in der Sonne oder unter den Bäumen an der Ufermauer.
Der dortige Blick auf das Lechwehr ist beeindruckend.
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Schließlich wanderten wir durch die Gassen der Stadt, spähten auf kleinen Brücken in entzückende Kanäle.
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Über den Lech spazierten wir bis zum fantasievoll gestalteten »Mutterturm«, den der Künstler Hubert von Herkomer zu Ehren seiner Mutter erbauen ließ.
Landsberg am Lech 8Und natürlich gibt es hier einen Drachen:
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Als wir aus der Stadt hinausfuhren, über das zunehmend hügliger werdende Ostallgäu, jagte eine Idee in meinem Kopf die nächste.

Wie sehr die Eindrücke meiner Reisen oder auch nur Ausflüge meine Fantasie ankurbeln, könnt ihr demnächst in meinem neuesten Buch nachlesen.
Es ist weder ein Fantasyroman – keine Angst, Sternenflut Teil III erscheint trotzdem im November – noch ein Romantikthriller: Nein, es ist ein Reisebuch, in dem ich euch zeige, weshalb ich nach jeder Reise »Geschichten im Gepäck« habe.

Eure Ainoah


Leseprobe aus Teil 3 der »Sternenflut-Trilogie«
Die Gegner des Zauberers und Flusshändlers Cassian versammeln sich, um zu beratschlagen. Aber Gegner ist nicht immer gleich Gegner:

Amulius wurde entgegen seiner hochtrabenden Art kleiner in seinem Stuhl, und sein Blick flackerte ängstlich, als sich der breitgebaute Mann neben ihm aufrichtete. Wenn der Sternenwächter des Wassermanns wütend wurde, dann war es von Vorteil, ihm nicht in die Quere zu kommen.
Lange Flechten, in denen sich mittlerweile getrocknetes Seegras verfangen hatte, umrahmten ein Gesicht, das trotz seiner brutalen Züge schön wirkte. Muskulöse Arme klatschten auf den Tisch in dem großen Raum, in dem sich die Verfechter für die Vernichtung der Menschheit versammelt hatten.
Die Gruppe der sieben Wesen von ganz unterschiedlicher Herkunft hatte einen seltsamen Ort für ihr Treffen gewählt: eine verfallene Burg in einem Tal des Brentao-Gebirges. Nicht weit von hier würden die Prüfungen der drei Auserwählten stattfinden. Und, wenn es nach den Anwesenden ging, die Befreiung der Erde von undankbaren, zerstörerisch wirkenden Menschen einleiten.
Sie hatten an einer langen Tafel Platz genommen, die für das Mahl einer viel größeren Anzahl von Bewohnern gedient hatte, und wirkten daher beinahe verloren. Stabile Hochlehner, der ein oder andere von Holzwürmern befallen, ließ manch einen der gerade darin Sitzenden wichtiger aussehen, als er war.
Zum Beispiel den dürren Amulius, der nach dem Tod von Hekatus die zeitweilige Führung des Zaubererordens der Stellarden übernommen hatte. Immerhin war es ihm gelungen, einen Vernebelungszauber über den Ort zu legen, der die Burg vor den Blicken von Menschen und Sternenwächtern verbarg. Allein die Götter vermochten das Geschehen zu verfolgen. Noch ignorierten sie jedoch, was vor sich ging, und mischten sich nicht ein. Die Ausnahme bildete Thanatos, der Gott des Todes, der auf der Seite der Verschwörer stand.
Alle fuhren zusammen, als die Stimme des Wassermanns durch die Halle dröhnte.
»Die Auserwählten wurden bereits gefunden. Ihr wisst, ich bin nicht zimperlich, was den Tod von Menschen angeht, aber den Tod einer Unschuldigen wie der Mutter eines Auserwählten, herbeizuführen, um Cassian aufzuhalten, ist verdammenswert. Das kommt nicht mehr in Frage, und solltet Ihr weiter so verfahren, bin ich nicht mehr Eurer Verbündeter.«
Ungläubige Blicke wandten sich ihm zu.
Die arrogante Stimme Amulius’ durchdrang die Stille:
»Geht es Euch wirklich um die alte Frau, Wassermann? Oder vielmehr um die hübsche Nixe, von der ich hörte, dass sie Euch einmal abwies? Immerhin hat sie Cassian ihre Gunst und ihren glitzernden Körper geschenkt.«
Thoosos, dessen mächtiger Körper seinen Sessel problemlos ausgefüllt hatte, erhob sich und hatte Amulius so schnell gepackt, dass dieser keine Möglichkeit zur Flucht ergreifen konnte. Eine sehnige Hand mit langen dunkelgrünen Fingernägeln hatte sich um den Hals des Zauberers gelegt und drückte unbarmherzig zu.
Amulius begann zu röcheln, und um die beiden wurden Stimmen laut, die dem Wassermann von seinem Tun abrieten.
Eine übertönte die anderen, der Gott des Todes donnerte:
»Lasst ihn los, Thoosos! Wir brauchen ihn noch.«
Der Wassermann musterte die Erscheinung Thanatos’, um den sich schwarze Schwaden der ewigen Verdammnis zu wiegen schienen.

Das Finale der Sternenflut-Trilogie findet ihr ab November auf Amazon und bald darauf im Buchhandel.

Teil 1 »Die Reise« gibt es als E-Book bei Amazon.

Die Reiste

Weitere Leseproben zu meinen Büchern findet ihr in den vorigen Blogeinträgen und auf meiner Facebookseite Ainoah Jace, Autorin.
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